Dominus flevit
Überblick
Wenn man von der „Kirche aller Nationen“ ein Stück des Weges bergauf geht, zweigt nach kurzer Zeit eine kleine frisch geteerte Straße zum Ölberg hinauf. Auf der rechten Seite liegt der große jüdische Friedhof und die zweite Straße auf der linken Seite führt zur Kirche „Dominus flevit“. Diese kleine Kirche liegt sanft angelehnt am Abhang des Ölbergs mit direkten Blick auf das Kidrontal und die Stadtmauer. In der Kirche schweift der Blick über den Altar durch ein schön gestaltetes Fenster bis hin zum Goldenen Tor der Stadtmauer von Jerusalem aus der osmanischen Epoche. Dominus flevit ist eine römisch-katholische Kirche, die von der Kustodie des Heiligen Landes verwaltet wird.
Namensgebung
Beim Bau des Heiligtums fanden Archäologen Artefakte aus dem kanaanäischen Zeitraum sowie Gräber aus der Zeit des Zweiten Tempels und aus byzantinischer Zeit. Der Name der Kirche stammt aus dem Evangelium nach Lukas - Kapitel 19, 41-44. Als Jesus kurz vor dem Passahfest (Pessach) auf dem Weg nach Jerusalem war, berichtet der Evangelist Lukas:
"Und als er nahe hinzukam (wahrscheinlich ist der Abhang des Ölbergs gemeint), sah er die Stadt und weinte über sie und sprach: Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient! Aber nun ist's vor deinen Augen verborgen. Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du heimgesucht worden bist" (Lk 19, 41-44).
So erhielt die Kirche ihre lateinische Bezeichnung "Dominus flevit" - ...und der Herr weinte...! Sicherlich ein sehr schöner Platz für den Standort dieser Kirche.
Antonio Barluzzi
Die Kirche Dominus flevit ist im Besitz des Franziskanerordens. Sie wurde zwischen 1953 - 1955 nach den Plänen des italienischen Architekten Antonio Barluzzi auf den Fundamenten einer byzantinischen Kirche aus dem 6. Jahrhundert in der Form einer stilisierten Träne erbaut. Barluzzi ist auch der Erbauer der Kirche der Nationen und einer ganzen Reihe weiterer Kirchen im Heiligen Land. Unter anderem ist das z.B. die Kirche der Seligpreisungen in Galiläa und die Kirche der Agonie (auch Gethsemane Kirche genannt) im Kidrontal. Weiterhin die Kirche der Heimsuchung in En Kerem, die Kirche der Geißelung an der Via Dolorosa (auch im Besitz des Franziskanerordens) und die Sankt Lazarus Kirche in Bethanien.
Dominus flevit erinnert an die Trauer Jesu im Wissen um die kommende Zerstörung der Stadt Jerusalem. Das Areal der Kirche Dominus flevit mit dem kleinen Garten ist täglich von 08.00 bis 17.00 Uhr geöffnet und während der Mittagszeit für eine Stunde geschlossen. Südöstlich der Kirche Dominus flevit befindet sich am Abhang des Ölbergs die größte Nekropole von Jersualem- der jüdische Friedhof. Nach jüdischem Glauben wird der Messias über denÖlberg nach Jerusalem einziehen und im Kidrontal unterhalb des Hügels das Jüngste Gericht halten. Deswegen wurde am Hang des Berges ein ausgedehnter jüdischer Friedhof angelegt. Die Gräber des 1948 stark beschädigten Friedhofs stammen zum Teil noch aus biblischer Zeit.
Geschichte
Dieser Ort war nicht bebaut bis zur Zeit der Kreuzfahrer. Ab dieser Zeit wurde eine erste Kapelle errichtet, die nach dem Fall von Jerusalem im Jahre 1187 bis auf wenige Ruinen verfiel. Im frühen 16. Jahrhundert existierte eine Moschee und Medresse an dieser Stelle, die vermutlich von den Türken unter Verwendung der Überreste der früheren Kirche errichtet wurde. Die genaue Verwendung der Gebäude ist allerdings bis heute umstritten. Dieser Ort ist bei den Arabern als el Mansouriyeh und el Khelweh (Einsiedelei) bekannt. Die Franziskaner errichteten unweit dieses Ortes 1891 eine kleine Kapelle, nachdem sie ein Stück Land dazu gekauft hatten, um das Areal zu vergrößern. Im Jahr 1940 verkauften die benachbarten Benediktinerinnen ein Teil ihres Grundstücks an die Franziskaner.
Nach der Umsetzung der Mauern zwecks Abtrennung der Grundstücke wurde 1953 bei weiteren Arbeiten an einer Mauerwand die Fundamente alter Gräber ausgegraben. Ein spätbronzezeitliches Grab aus dem Zeitraum der Kanaaniter sowie eine Nekropole aus den Jahren 136 vor Chr. bis etwa 300 nach Chr. wurden entdeckt. Die Nekropole wird in zwei verschiedene Zeiträume unterteilt, die sich durch unterschiedliche Grabstile unterscheiden. Die frühen Gräber aus der Zeit des Zweiten Tempels wurden im Kokhim Stil errichtet und bei den Gräbern aus der byzantinischen Epoche handelt es sich um sogenannte Arcosolgräber (in den Felsen geschlagene, meist mit einer Nische überwölbte Gräber) aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr.. Auch ein byzantinisches Kloster aus dem 5. Jahrhundert wurde hier entdeckt, die Bodenmosaike hat man in Situ gelassen.
Pater-Noster-Kirche
Eine weitere Sehenswürdigkeit auf dem Ölberg ist die sogenannte Pater-Noster-Kirche. Hier am Ölberg, in der Nähe der heutigen Karmeliterkirche aus dem 19. Jahrhundert gab Jesus der Welt das Gebet des Herrn. Im 4. Jahrhundert errichtete hier die Kaiserin Helena, Mutter des zum Christentum bekehrten Kaisers Konstantin die Ölbaumkirche (Eleonakirche), um die Menschheit an Jesu Prophezeiung der Zerstörung Jerusalems zu erinnern. In der heutigen Pater-Noster-Kirche steht auf großen Wandtafeln....
Weitere Informationen zur Paternoster-Kirche auf dem Ölberg in Jerusalem finden Sie hier....!
Quellenangabe:
Die Fotos "Teaserfoto: Dominus flevit Church - Autor: Deror Avi" - "Gartenbereich - Autor: Deror Avi" - "Dominus flevit - Altarbereich mit Fenster - Autor: Alistair" stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der Creative Commons "Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported" Lizenz.