Gaza
Überblick
Der Gazastreifen ist ein Küstengebiet am östlichen Mittelmeer zwischen Israel und Ägypten mit Gaza-Stadt als Zentrum. Der Gazastreifen hat circa 2 Millionen Einwohner. Das Land in diesem Gebiet ist uraltes Kulturland ähnlich der Umgebung um Aschdod und Aschkelon. Die wichtige Verkehrsader Via Maris zwischen Ägypten und Damaskus führte u.a. durch dieses Gebiet und die Stadt Gaza gehörte zum Volk der Philister. Heute ist der Gazastreifen ein Teil der Palästinensischen Autonomiegebiete und steht im Inneren formal unter Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde beziehungsweise des Staates Palästina.
Den Namen „Gazastreifen“ und seine geografische Form erhielt er nach dem ersten Arabisch-israelischen Krieg 1948/1949, als Israel und das Königreich Ägypten ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichneten. Seit dem Jahr 2007 wird der Gazastreifen durch die Hamas kontrolliert, die von Israel und zahlreichen westlich orientierten Staaten als Terroristische Vereinigung betrachtet wird. Israel kontrolliert die Außengrenzen auf der nördlichen und östlichen Landseite, der westlichen Seeseite sowie indirekt den Personenverkehr über Videoschaltung auf der Südseite (in Zusammenarbeit mit Ägypten und der Europäischen Union). Auch in der Wasser- und Stromversorgung sowie der Telekommunikation ist der Gazastreifen von ausländischer Hilfe sowie der Autonomiebehörde abhängig.
Via Maris
Die Via Maris (lat.: Meeresweg, Meeresstraße) ist die bedeutendste Verkehrsader der Antike, die die antiken Großmächte miteinander verband. Zuerst nur Ägypten mit Mesopotamien, später auch mit Griechenland und Rom. Vom Nil-Delta her führte die Route über die israelische Küstenebene, durchquerte das südliche Karmelgebirge durch den Pass des Iron-Tals, führte dann durch die Jesreelebene und über die Golanhöhen nach Damaskus. Wichtige Stationen entlang der Straße waren u. a. Gaza, Aschkelon, Aschdod, die Antipatrisfestung an den Quellen des Jarkons, Megiddo und Hazor. Den Namen „Via Maris“ erhielt die Straße unter römischer Herrschaft.
Lage
Der Gazastreifen besteht, wie die ganze Mittelmeerküste Palästinas, hauptsächlich aus Sand und Dünen. Lediglich 14 Prozent der Fläche sind für die Landwirtschaft nutzbar. Seine Länge beträgt 40 Kilometer, die Breite zwischen 6 km und 14 Kilometern und die Fläche 360 km⊃2;. Der Gazastreifen ist damit etwas kleiner als das deutsche Bundesland Bremen oder die österreichische Hauptstadt Wien bzw. etwas größer als die unabhängigen Staaten Malta und Grenada. Die mit 105 Metern über dem Meer höchste Erhebung ist der Abu Auda im Südosten des Gazastreifens. Im jährlichen Durchschnitt regnet es zwischen 150 mm und 450 mm, allerdings besitzt das Gebiet reichlich Grundwasser. Vor der Küste des Gazastreifens im Mittelmeer gibt es bedeutende Erdgasvorkommen.
Im Süden grenzt der Streifen an den ägyptischen Sinai, im Norden und Osten an Israel. Das Mittelmeer im Westen wird von Israel kontrolliert. Die Landgrenzen sind von einem Zaun umgeben. Im Gazastreifen liegen folgende Städte: Gaza-Stadt, Chan Yunis, Dair al-Balah, Rafah, Bait Lahiya und Dschabaliya. Bis zur Räumung der jüdischen Siedlungen im August 2005 lebten im Gazastreifen etwa 8.500 Israelis in 21 jüdischen Siedlungen innerhalb der jüdischen Enklaven. Der Gazastreifen hatte 2015 eine Bevölkerungszahl von rund 1,9 Millionen Menschen. Das bedeutet rund 5.300 Einwohner pro Quadratkilometer, also die Bevölkerungsdichte eines städtischen Verdichtungsgebiets. Der Gazastreifen ist damit im Durchschnitt deutlich dichter besiedelt als jede Gemeinde Deutschlands.
Handelsbeziehungen
Innerhalb des Gazastreifens gibt es große Unterschiede. 1,2 Millionen Menschen leben in Flüchtlingslagern, diese gehören nach Angaben der Vereinten Nationen zu den am dichtest besiedelten der Welt. Zwei Drittel bis drei Viertel der Bevölkerung sind Flüchtlinge, die vor dem Palästinakrieg (1947 - 1949) vor allem in Jaffa und Umgebung lebten, und deren Nachkommen. Im Pariser Protokoll von 1994 wurde die wirtschaftliche Verbundenheit mit Israel vertraglich festgehalten. Demnach müssen sämtliche Handelsbeziehungen über Israel laufen und Steuerregelungen übernommen werden. Damit wurde die am 1. September 2012 erfolgte Erhöhung der Mehrwertsteuer in Israel auch in den Autonomiegebieten schlagend. Unmöglich ist dadurch auch der direkte Bezug von günstigerem Treibstoff oder Gas aus arabischen Ländern.
Währung
Diese Preisbindung an Israel führte Anfang September 2012 zu ersten Protesten gegen die Autonomiebehörde, die daraufhin Israel bat, das Protokoll zu überdenken. Die palästinensische Börse befindet sich in Nablus, wo ca. 30 Unternehmen notiert sind. Der Index heißt Al-Quds-Index. Da es keine eigene Währung gibt, sind auch die Banken im israelischen Bankensystem fest verankert (Bankleitzahlen, Zahlungsverkehr). Selbst der regelmäßige Austausch der alten Geldscheine im Gazastreifen durch die israelische Nationalbank wird trotz der Blockade abgewickelt. Die Auflösung der Zoll- und Währungsunion mit Israel wird zwar von radikalen Palästinenser-Organisationen gefordert, hätte aber für die ohnehin angeschlagene Wirtschaft in Gaza und Westjordanland katastrophale Folgen und wurde daher von der Autonomiebehörde in den ersten Jahren abgelehnt. Seit Mai 2010 gibt es jedoch Pläne für eine eigene Währung nach der Unabhängigkeit, die (wieder) Pfund heißen soll.
Im gesamten Gazastreifen gibt es kein Tourismusaufkommen. Auch israelischen Staatsbürgern ist es nicht gestattet, den Gazastreifen zu besuchen- dies wird auch ausländischen Besuchern nicht gestattet. Umgekehrt dürfen auch Bewohner des Gazastreifens nicht nach Israel einreisen. Das Hauptproblem ist neben der fehlenden Freiheit, nach Belieben das Land verlassen zu können, die Unmöglichkeit, zwischen dem Westjordanland und dem Gazastreifen reisen zu können. Auch mit dem Umweg über Ägypten und Jordanien ist es einem Palästinenser nicht einfach erlaubt, in den jeweils anderen Teil zu reisen. Angestrebt wird eine Verkehrsverbindung, die es den Palästinensern ermöglicht, ohne Grenzkontrolle frei zwischen den zwei Landesteilen zu reisen. Für diese „sichere Passage“, die in den Oslo-Verträgen zugesagt wurde, gibt es verschiedene Ideen- sie müssen nur umgesetzt werden.
Weiterführende Informationen zur Geschichte der palästinensischen Autonomiegebiete finden Sie hier....!
Geschichte
Gaza war in der frühen Antike ein bedeutendes Handelszentrum an der Schnittstelle von Afrika, Asien und Europa. Die antike Handelsstraße Via Maris verlief durch Palästina. Die Philister hatten das Gebiet im 12. Jahrhundert v. Chr. im Zuge des sogenannten Seevölkersturms von Ägypten übernommen und bauten es zum Kern ihres Siedlungsgebietes aus. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. wechselte in kurzer Folge die Herrschaft verschiedener Reiche aus Ägypten oder Syrien/Mesopotamien über das Gebiet (Ägypten, Assyrisches Reich, Neubabylonisches Reich). Das Perserreich beherrschte das Gebiet ab dem späten 6. Jahrhundert v. Chr. Alexander der Große eroberte die sich ihm heftig widersetzende Stadt 332 v. Chr. nach dreimonatiger Belagerung.
Überlebende Männer, sowie Frauen und Kinder wurden in die Sklaverei verkauft. Alexanders Nachfolgedynastien der Ptolemäer (von Ägypten aus) und der Seleukiden (von Syrien aus) beherrschten das Gebiet bis zur Eroberung durch die Römer im 1. Jahrhundert v. Chr. Die Römer bauten die Stadt Gaza wieder auf und verhalfen ihr zu neuer Blüte. Die Araber eroberten das Gebiet nach dem Sieg über die Byzantiner am Jarmuk im Jahr 636. Nachdem im 11. Jahrhundert vorübergehend fränkische Kreuzfahrer das Gebiet erobert hatten, kam es im 12. Jahrhundert unter ägyptisch-mamlukische Herrschaft. Nach der Niederlage gegen die Osmanen im Jahr 1517 geriet das ägyptische Mamlukenreich unter osmanische Herrschaft.
Erster Weltkrieg
Im Frühjahr 1917 wurden die Einwohner der Stadt Gaza durch die Armeeleitung der osmanischen Truppen in das Hinterland evakuiert, so zum Beispiel nach Hebron, Jaffa und Jerusalem. Ein Teil der Evakuierten wurden mit der Eisenbahn bis nach Homs und Aleppo im heutigen Syrien verbracht. Seit März 1917 wurde um Gaza-Stadt heftig gekämpft und die Stadt bis zur Eroberung durch Truppen des britischen Empire am 7. November 1917 sowohl durch Artillerie als auch durch Bomben aus der Luft in ein Trümmerfeld verwandelt. Seit der osmanischen Niederlage im Ersten Weltkrieg gehörte das Gebiet zum britischen Völkerbundsmandat für Palästina. Die meisten jüdischen Familien wurden 1929 während antijüdischer Ausschreitungen aus dem Gazastreifen vertrieben, jedoch leben nach wie vor jüdische Palästinenser im Gazastreifen [1].
Von 1967 - nach dem Sechstagekrieg - bis zum 15. August 2005 lebten bis zu 8500 jüdische Siedler in mehreren Siedlungen (21) im Gazastreifen. Israel verfügte schließlich den Abzug aus dem Gazastreifen und führte ein dauerndes Einreise- und Aufenthaltsverbot für israelische Zivilisten ein. Da die meisten Siedler ihre Dörfer nicht freiwillig verlassen wollten, begann die zwangsweise Räumung des Gebietes durch das israelische Militär. Innerhalb weniger Tage wurden die Siedlungen im Gazastreifen geräumt; nach Abriss der Häuser wurden die bisherigen israelischen Siedlungsgebiete an die Palästinenser übergeben, lediglich die Synagogen blieben unangetastet.
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte des Gazastreifens basieren auf dem Artikel Gazastreifen (Stand vom 23.11.2016) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Die Fotodateien "Blick auf Gaza - Autor: Muath Humaid" - "Map vom Gazastreifen - Autor: Lencer" - "Arkadenhalle der Großen Moschee von Gaza - Autor: Marius Arnesen" - "Gaza Park; Gaza-Stadt; 2 Fotos - Autor: Manar al Zraiy" - "Reste der Kreuzfahrerburg Blanche Garde - Autor: Bukvoed" - "Keramik der Philister aus dem 12. - 11. Jhdt v. Chr. - Autor: Hanay" sind unter der Lizenz Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported verfügbar.