Hippos (Susita)
Überblick
Die Ruinen der antiken Stadt Hippos liegen auf der Ostseite des See Genezareth auf dem Gebiet der Golanhöhen und einige Kilometer südlich von Ein Gev. Die Stadt ging nach einem verheerenden Erdbeben 749 n.Chr. unter und wurde 1885 vom deutschen Vermessungsingenieur Gottlieb Schumacher entdeckt und zunächst fälschlicherweise als Gamala identifiziert. Unter den israelischen Archäologen Emmanuel Anati und Claire Epstein wurden 1951/55 Ausgrabungen durchgeführt und neben dem Osttor auch eine byzantinische Kirche freigelegt, die als Sitz des Bischofs von Hippos identifiziert wurde. Das Gelände befindet sich in der Nähe des Kibbuz Ein Gev und des zerstörten arabischen Dorfes An-Nuqayb in der sogenannten „entmilitarisierten Zone“ von 1949.
Hippos - Stadt der Dekapolis
Hippos war eine griechisch-römische Stadt in der Dekapolis, erbaut auf einem flachen Hügel am Fuß der Golanhöhen, etwa 350 Meter über und 2 Kilometer östlich des See Genezareth. Zur damaligen Stadt gehörte eine kleine, unmittelbar am See gelegene Hafenanlage. Der Name der Stadt rührt angeblich von der Form des Hügels her, auf dem sie gelegen ist. Von oben gesehen erinnert sie vage an Kopf und Hals eines Pferdes, weshalb sie den griechischen Namen Hippos („Pferd“) erhielt. Der aramäische Name Susita bedeutet ebenfalls „Pferd“. Der arabische Name Qal'at el-Husn bedeutet „Festung des Pferdes“. Auch alternative Schreibweisen (Hippus und latinisiert Hippum) sind belegt.
Ausgrabungen
Erste Untersuchungen wurden 1885 von dem deutschen Archäologen Gottlieb Schumacher durchgeführt, der den Fundort allerdings irrtümlich als Gamala/Gadara identifizierte. Erste Ausgrabungen erfolgten in den Jahren 1951 – 1955 durch die israelische Archäologin Claire Epstein. Sie fand eine byzantinische Kirche, vermutlich Sitz des Bischofs von Hippos. Nach dem Ende der Ausgrabungen verwendete die israelische Armee wie die Griechen des Altertums den Hügel als Festung bis zur Besetzung der Golanhöhen im Sechstagekrieg (5. bis zum 10. Juni 1967). Im Jahr 2000 begann eine weitere Grabung unter Leitung von Arthur Segal von der Universität Haifa.
Die bis 2011 durchgeführten zwölf Kampagnen konzentrierten sich auf zwölf Grabungsorte, darunter:
...zwölf Grabungsorte...
- das römische Forum,
- einen kleinen römischen Tempel (Kaiserkult),
- einen großen hellenistischen Tempel,
- zwei byzantinische Kirchen,
- die nordöstlichen Wohnanlagen,
- die römischen Stadttore und
- Teile der nördlichen und südlichen Befestigungsanlagen,
Im September 2019 haben Archäologen in einer ausgebrannten byzantinischen Kirche griechische Inschriften und Mosaike mit christlichen Motive, darunter eine Abbildung eines Korbs mit Brotlaiben, einem Pfau und einem Fisch frei gelegt. Die Kirche wurde wahrscheinlich während der Eroberung durch das Sassanidenreich im Jahre 614 n. Chr. in Brand gesteckt. Die Ausgrabungen werden von Michael Eisenberg im Auftrag des Instituts für Archäologie an der Universität Haifa betreut. [1]
Von den Israelischen Streitkräften wurde der Ort als Grenzfestung gegen Syrien befestigt und war bis zur Eroberung der Golanhöhen von Syrien im Sechstagekrieg 1967 militärisches Sperrgebiet; heute zeugen noch Minenfelder von der strategischen Bedeutung. 1964 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt und seit dem Jahr 1999 systematisch archäologisch untersucht. In alljährlichen Ausgrabungskampagnen seit 2000 - 2011 durch die Universitäten Haifa, Warschau und Minnesota (USA), seit 2012 unter alleiniger Verantwortung durch Prof. M. Eisenberg von der Universität Haifa. 2015 wurde eine lebensgrosse Bronzemaske mit einer Darstellung des Gottes Pan gefunden. [2]
Geschichte
Die heutigen Spuren in Hippos stammen aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Der Ort wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. von den Ptolemäern bewohnt, ob es sich jedoch um eine städtische Siedlung oder einen militärischen Außenposten handelte, ist noch unbekannt. Während dieser Zeit diente Coele-Syrien (so wird die antike Landschaft bezeichnet) als Schlachtfeld zwischen zwei Dynastien, die von zwei Generälen Alexanders des Großen (Seleukos und Ptolemäus), den Ptolemäern und den Seleukiden abstammen. Es ist wahrscheinlich, dass Hippos aus strategischen Gründen zuerst als Grenzfestung für die Ptolemäer gegründet wurde. Die Stadt Hippos selbst wurde wahrscheinlich Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. von seleukidischen Kolonisten gegründet. Der vollständige Name der Stadt, Antiochia Hippos (lat.: Antiocheia ad Hippum), spiegelt eine seleukidische Gründung wider.
Als die Seleukiden ganz Coele-Syrien in Besitz nahmen, wuchs Hippos zu einer vollwertigen Polis heran, einem Stadtstaat mit Kontrolle über die umliegende Landschaft. Antiochia Hippos wurde mit allen Attributen einer griechischen Polis augestattet: einem Tempel, einem zentralen Marktgebiet und anderen öffentlichen Strukturen. Die Verfügbarkeit von Wasser begrenzte die Größe der hellenistischen Expansion. Die Bürger vertrauten auf Regensammelzisternen für ihren gesamten Wasserbedarf. Die unzureichenden Wasservorräte verhinderten eine weitere Ausdehnung der Stadt. Der Aufstand der Makkabäer führte 142 v. Chr. zu einem unabhängigen jüdischen Königreich unter der Hasmonäer-Dynastie. Im Zeitraum von 83 – 80 v. Chr. führte Alexander Jannaeus eine hasmonäische Kampagne zur Eroberung von Gebieten östlich des Jordan an.
...ehemalige römische Straße in Hippos- einer antiken Stadt der Dekapolis - eingebunden über Wikimedia Commons
Zeit der Römer
Etwa um 63 v. Chr. eroberte der römische General Pompeius Coele-Syrien einschließlich Judäa, und beendete die hasmonische Unabhängigkeit. Gnaeus Pompeius Magnus (deutsch auch Pompejus; * 29. September 106 v. Chr.; † 28. September 48 v. Chr. bei Pelusium) war ein römischer Politiker und Feldherr, bekannt als Gegenspieler Gaius Iulius Caesars. Pompeius gewährte ungefähr zehn griechischen Städten an der Ostgrenze von Coele-Syrien die Selbstverwaltung. Diese Städte, zu der auch Hippos gehörte, wurde Dekapolis genannt und später in die römische Provinz Syrien eingegliedert. Unter der römischen Herrschaft wurde Hippos ein gewisses Maß an Autonomie gewährt. Die Stadt prägte ihre eigenen Münzen, die mit dem Bild eines Pferdes zu Ehren des Stadtnamens geprägt waren.
Die Stadt Hippos wurde 37 v. Chr. an Herodes den Großen übergeben und gelangte nach seinem Tod 4 v. Chr. in den Herrschaftsbereich der Provinz Syrien zurück. Gemäß Flavius Josephus war Hippos eine heidnische Stadt, während jenseits des Sees Genezareth die neue jüdische Stadt Tiberias entstand. Juden hatten bereits hier gelebt, als die Stadt noch unter ihrem früheren Namen Rakkat bekannt war. Rakkat erhielt später den Namen Tiberias- etwa 25 Jahre nach dem Tod Herodes des Großen. Dies geschah auf Wunsch seines Sohnes Herodes Antipas zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius im Jahre 29 n. Chr. Nachdem die Römer den Bar-Kochba-Aufstand (132 bis 136 n. Chr.) niedergeschlagen hatten, gründeten sie um 135 die Provinz Palästina, zu der auch Hippos gehörte. Dies war der Beginn der größten Wohlstands- und Wachstumsperiode von Hippos.
Aufstieg
Die Stadt Hippos wurde nach einem Gittermuster wieder aufgebaut, das sich an einem langen Decumanus Maximus orientierte, der von Ost nach West durch die Stadt verlief. Die Straßen waren mit Hunderten von aus Ägypten importierten roten Granitsäulen gesäumt. Der hohe Aufwand, der erforderlich war, um diese Kolonnen nach Palästina und den Hügel hinauf zu transportieren, ist ein Beweis für den Reichtum der Stadt. Andere Neuerungen schlossen eine Kalybe (Freiluftheiligtum für die Ausstellung von Statuen), ein Theater, ein Odeon, eine Basilika und neue Stadtmauern ein. Die wichtigste Verbesserung war jedoch das Aquädukt, das aus Quellen in den 50 Kilometer entfernten Golanhöhen Wasser in die Stadt Hippos führte. Dieses wurde in einer großen, gewölbten Zisterne gesammelt und sicherte den Wasserbedarf der Bevölkerung.
Byzantiner & Omayyaden
Auf die Römer folgten die Byzantiner. Das Christentum gelangte nur langsam nach Hippos. Es gibt zur Zeit keine Hinweise auf eine christliche Präsenz vor dem 4. Jahrhundert. Vor den Stadtmauern wurde ein byzantinisches Heidengrab eines Mannes namens Hermes gefunden, das die relativ späte Präsenz des Heidentums belegt. Allmählich wurde die Stadt jedoch christianisiert und wurde zum Bischofssitz um mindestens 359 n. Chr. Ein Bischof mit dem Namen Peter von Hippos ist in den überlieferten Aufzeichnungen der Kirchenräte in den Jahren 359 und 362 aufgeführt. Die muslimischen Armeen der Rashidun-Kalifen fielen im 7. Jahrhundert in Palästina ein und beendeten ihre Eroberung bis 641. Die neuen arabischen Herrscher von Hippos erlaubten den Bürgern, weiterhin das Christentum zu praktizieren, eine Politik, die dann vom Kalifat der Umayyaden (661 bis 750 n. Chr.) fortgesetzt wurde. Archäologen zufolge hat das islamische Regime die Kirchen nicht niedergerissen, aber christliche Bilder, die auf byzantinischen Messingbrotstempeln und Chorschirmen eingraviert waren, wurden mit einer Paste aus Zinn und Blei überzogen. Bevölkerung und Wirtschaft gingen jedoch weiter zurück.
Das Erdbeben von 749 zerstörte Hippos und wurde schließlich für immer aufgegeben. [3]
Kursi
Kursi (griechisch: Κυρσοί) ist eine archäologische Stätte, die die Ruinen eines byzantinischen Klosters enthält und traditionell als Stätte des Wunders Jesu der „Heilung der zwei Bessenen“ identifiziert wurde. Das Gelände ist heute ein israelischer Nationalpark auf der von Israel besetzten Seite der Golanhöhen. Eine im Dezember 2015 entdeckte Marmorplatte mit aramäischem Text scheint darauf hinzudeuten, dass die Siedlung ab ca. 500 n. Chr. eine jüdische oder jüdisch-christliche Bevölkerung besaß....
Weitere Informationen zur archäologischen Stätte Kursi am Fuße der Golanhöhen finden Sie hier....!
Korazim (Korazin)
Von der Stadt Tiberias bietet sich ein Ausflug nach Korazim (auch als Chorazin bekannt) an, einer interessanten ehemaligen Synagoge nördlich von Tiberias an der Hauptstraße in Richtung Rosh Pina und Hatzor. Man biegt von der Hauptroute in den Norden Israels nach rechts in einen kleinen ausgeschilderten Zufahrtsweg zur ehemaligen Synagoge. Etwa 5 Minuten später ist man am Haupteingang mit Parkplatz und dem Tickethäuschen angelangt....
Weitere Informationen zu Korazim, einer interessanten ehemaligen Synagoge am See Genezareth finden Sie hier....!
Quellenhinweis:
1.: Die Informationen zur antiken Stadt Hippos am See Genezareth basieren auf dem Artikel Hippos (Stand vom 20.04.2017) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Hippos. (2. Mai 2019). Wikivoyage, Freie Reiseinformationen rund um die Welt. Abgerufen am 4. Dezember 2019, 22:53 von https://de.wikivoyage.org/w/index.php?title=Hippos&oldid=1201763.
3.: Die Informationen zur Geschichte der antiken Stadt Hippos am See Genezareth basieren auf dem Artikel Hippos (Stand vom 19.10.2019) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Die Fotodateien "Titelfoto: Hippos - Autor: Hagit Baldar" - "Hippos - Susita National Park - Autor: Dr. Avishai Teicher, Pikiwiki Israel" - "Karte der Dekapolis - Autor: Nichalp" - "Odeon von Hippos - Autor: Ákos Nagy" - "Byzantinische Kirche in Kursi, Kursi National Park - Autor: Goldstar" - "Bronzemaske mit einer Darstellung des Gottes Pan, Hippos - Autor: Hanay" - "Luftaufnahme von Hippos (Susita) - Autor: Avram Graicer" - "Blick vom See Genezareth auf Hippos - Autor: Abraham" - "Säulen und militärischer Wachturm - Autor: Abraham OFM" werden unter den Bedingungen der Creative Commons“ - „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ Lizenz veröffentlicht.
Die Fotos "Luftaufnahme der antiken Stadt Hippos unweit des See Genezareth - Autor: Michael Eisenberg" - "Ruinen von Hippos/Susita - Autor: Dorontalmi" - "Byzantinische Säule im Ausgrabungsgebiet - Autor: Avisara8" werden unter den Bedingungen der „Creative Commons“ - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)“ Lizenz veröffentlicht.