Kirche des Heiligen Grabes
Überblick
Die Grabeskirche (Kirche zum Heiligen Grab) liegt im christlichen Viertel der Altstadt von Jerusalem. Von den Orthodoxen Christen wird das Gebäude Auferstehungskirche (Anastasis) genannt. Die Grabeskirche zählt zu den größten Heiligtümern des Christentums. Der Zugang zur Kirche erfolgt über die Via Dolorosa (der Kreuzweg), gewissermaßen als Endpunkt des Leidensweges Jesu Christi. Die Kreuzwegstationen X. - XIV. befinden sich in der Grabeskirche. Auch vom Jaffator aus gelangt man zur Kirche, quer durch die Altstadt (Basarstraße) bis zum Muristan, wo sich die Evangelische Erlöserkirche befindet. Hier biegt man nach links und 500 Meter weiter unten wieder nach links.
Geschichte
Die Grabeskirche wurde um 335 n. Chr. von der Mutter des Kaisers Konstantin, Helena, errichtet. An dieser Stelle befand sich früher ein Venustempel der Römer. Die Kirche wurde im Verlauf der Zeit mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Der heutige Bau hat mit dem Originalbau keinerlei Ähnlichkeit. Die Kaiserin Helena baute die Kirche an dem Ort, wo nach dem Zeugnis mehrerer spätantiker Schriftsteller des 4. Jahrhunderts unter einem römischen Tempel aus dem 2. Jahrhundert die Kreuzigungsstätte vermutet wurde. Der Bau der ersten Kirche begann schon 326 und wurde von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben.
Einweihung
Am 13. September 335 wurde die erste Grabeskirche eingeweiht. Die Anlage, die den Ort des Grabes und den nahebei liegenden Golgatha-Hügel miteinbezog, bestand aus einer Rotunde um die zentrale Verehrungsstätte des durch eine Ädikula ausgezeichneten Heiligen Grabes im Westen, einem Eingangsportikus und einer großen Basilika im Osten, die heute nicht mehr besteht. Der Golgatha-Felsen, heutezutage innerhalb der Grabeskirche, befand sich damals unter freiem Himmel zwischen beiden Gebäuden, der Rotunde und der Basilika. Sie wurden von Eusebius akkurat beschrieben (Vita Constantini III, 34 - 40).
Zerstörung durch die Perser
Die Kirche wurde im Jahre 614 bei der Eroberung Jerusalems durch den persischen Sassanidenherrscher Chosrau II. durch Feuer beschädigt, wobei das Heilige Kreuz durch den General Shahrbaraz nach Ktesiphon verschleppt wurde. Im Jahre 630 marschierte Kaiser Herakleios triumphierend in Jerusalem ein und brachte das Kreuz in die wiedererrichtete Grabeskirche zurück. Die frühen islamischen Herrscher beschützten die christlichen Stätten in Jerusalem, verbaten ihre Zerstörung und ihre Verwendung zu Wohnzwecken. So blieb der Bau weiterhin eine christliche Kirche.
Streit zwischen den Konfessionen
Die Grabeskirche wurde am 18. Oktober 1009 auf Befehl des Fatimiden-Kalifen Al-Hākim bi-amri ´llāh zerstört, jedoch bereits bis spätestens 1055 wieder aufgebaut. Die Kreuzfahrer veränderten nach der Eroberung von Jerusalem die Grabeskirche noch einmal: sie fügten das sogenannte Martyrion an, den Chor der Chorherren des Heiligen Grabes. Nach einer grundlegenden Renovierung im Jahre 1555 wechselte die Kontrolle über die Kirche zwischen den Franziskanern und den Orthodoxen, je nachdem, welche Konfession für eine bestimmte Zeit einen Ferman von der Hohen Pforte erhalten konnte.
Die baulichen Veränderungen und Ergänzungen während der Zeit der Kreuzfahrer wären heute noch zu besichtigen, wenn nicht der Großbrand von 1808 der Grabeskirche schwere Schäden zugefügt hätte. Die griechisch-orthodoxe Kirche kam den Franziskanern bei der Renovierung und Wiederherstellung zuvor. Sie erhielten vom Sultan in Istanbul die Erlaubnis, die Schäden in alleiniger Verantwortung beseitigen zu dürfen. Deren Hauptziel schien es allerdings zu sein, alle Spuren, die auf die Erneuerung der Kirche durch die Lateiner hinwiesen, zu vernichten und auszutilgen.
...schwere Schäden...
Die Ädikula verschwand, die kostbaren Sarkophage Gottfrieds von Bouillon und seiner Nachfolger als Könige von Jerusalem wurden aus der Kirche entfernt, lateinische Inschriften wurden übermalt. Damalige Besucher berichteten, dass der Schaden durch die Renovierung größer war als der Brand selbst. Im Jahr 1852 bestätigte die Hohe Pforte in Istanbul die Aufteilung der Kirche zwischen den Franziskanern und den Orthodoxen Christen. 1927 wurde die Kirche durch ein Erdbeben schwer beschädigt. Die Restaurationsarbeiten sind noch immer nicht vollständig erledigt. Der Haupteingang zur Grabeskirche liegt an der Südfront des Gebäudes. Die Architektur rund um die Portale geht auf die Kreuzfahrer zurück. Im Inneren führen Stufen hinauf zum Golgatha-Hügel, der heute von zwei Kapellen gekennzeichnet wird.
Helenakapelle
Als der römische Kaiser Hadrian nach der Niederschlagung des Aufstandes im Jahre 135 über dem zerstörten Jerusalem die Colonia Aelia Capitolina gründete, weihte er die Stadt seiner Lieblingsgöttin Aphrodite. Er errichtete am Westrand des Forums einen großen Tempel, den er bewusst auf die frühchristlichen Heiligtümer setzte. Eine hohe Terrasse bedeckte das vermutete Heilige Grab und den ganzen Golgathafelsen, auf dem sich nun eine Stele der Göttin erhob. Dieser künstlichen Terrasse ist es zu verdanken, dass die beiden Stätten erhalten blieben. Nach der Legende veranlasste die Kaiserin Helena Grabungen, bei denen unter anderem Reste des Wahren Kreuzes und der Ort des Heiligen Grabes gefunden wurden. Ob die heute bekannten Reliquien tatsächlich zu dem Kreuz Jesu gehörten oder auch nur echt in dem Sinne sind, dass sie überhaupt aus der Zeit um 33 n. Chr. stammen, ist bis heute umstritten.
Auffindung des wahren Kreuzes
Über dem Grab und der Kreuzauffindungsstelle ließen Helena und ihr Sohn Konstantin eine Basilika errichten, die sogenannte Grabeskirche. Auch die Geburtskirche in Betlehem und die später zerstörte Eleona-Basilika auf dem Ölberg (Ruinen befinden sich auf dem Gelände der Paternosterkirche) gehen auf Helena zurück. Die Heilige Helena ist auch die Gründerin vieler anderer Kirchenbauten in und um Jerusalem sowie in anderen Orten. Das Grabmal der Hl. Helena befindet sich in der Kirche Santa Maria in Aracoeli in Rom, weitere Reliquien werden in der Lagunenstadt Venedig in der Kirche Sant'Elena auf der gleichnamigen Insel verwahrt.
Sechs christliche Konfessionen
Seit dem 19. Jahrhundert wird teilweise statt der Grabeskirche das sogenannte Gartengrab als Ort des Grabes Jesu angesehen. Die Mehrheit erkennt jedoch in der Grabeskirche den Ort des Grabes. Die Kirche ist der Sitz des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem und des katholischen Erzpriesters der Basilika des heiligen Grabes. Heute ist die Grabeskirche in der Hand sechs christlicher Konfessionen: Die Hauptverwaltung der Kirche haben die Griechisch-Orthodoxe Kirche, die Römisch-Katholische Kirche (Orden der Franziskaner) und die Armenische Apostolische Kirche inne.
Deir al-Sultan-Kloster
Im 19. Jahrhundert kam die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien hinzu. Diese Kirchengemeinschaft ist eine der altorientalischen Kirchen, erwachsen aus dem altkirchlichen Patriarchat von Antiochia. Nach Jakob Baradai, dem Begründer der Unabhängigkeit der Kirche, wurden ihre Mitglieder, besonders in der arabischen Sprache, häufig Jakobiten genannt- diese Bezeichnung wird von ihnen selbst aber abgelehnt. Das Patriarchat von Antiochia (oder Antiochien - gemeint ist Antiochien am Orontes) soll vom Apostel Petrus ungefähr im Jahre 34 n. Chr. gegründet worden sein. Später kamen die Ägyptischen Christen - die Kopten - und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Sie bekamen nur einige kleinere Schreine und Aufgaben zugeteilt, die Äthiopier leben in einer kleinen Gruppe nur auf einem Dach der Grabeskirche. Dieses Deir al-Sultan-Kloster wird jedoch auch von den Kopten beansprucht und ist seit 2004 stark einsturzgefährdet. Der Streit verhindert jedoch eine Renovierung. Der Staat Israel als Verantwortlicher für die Erhaltung des heiligen Grabes in Jerusalem fordert von den Äthiopiern eine Einigung mit den Kopten, deren Kloster an das Gebäude der Äthiopier angrenzt.
Schlüsselgewalt
Protestantische Konfessionen sind in der Kirche nicht vertreten, sie besitzen eine eigene Kirche an der Via Dolorosa, die Erlöserkirche. Wegen der Streitigkeiten verwahrt die moslemische Familie Joudeh seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche und die ebenfalls moslemische Familie Nusseibeh schließt die Haupttür morgens auf und abends wieder zu. Außerdem traten die Familienmitglieder oft als Schlichter auf. Die Joudehs und Nusseibehs werden mindestens seit der Zeit Sultan Saladins mit der Kirche in Verbindung gebracht. [1]
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Grabeskirche basieren auf dem Artikel Grabeskirche (Stand vom 09.05.2009) und stammen zusammen mit den Fotos "Teaserfotos: Mosaik Grablegung - Autor: Oleg Moro - Kuppeln der Grabeskirche - Autor: Berthold Werner" - "Jerusalem- Grabeskirche; Raum in der Grabeskirche; (2 Fotos) - Autor: Jorge Láscar" - "Grabeskirche - Ädikula; Dach der Grabeskirche; (2 Fotos) - Autor: Berthold Werner" - "Golgathahügel; Deir al-Sultan Kloster; - Autor: Deror Avi" - "Kreuzauffindungskapelle - Autor: Stebunik" - "Kapelle St. Helena - Autor: zvonimir atletic" - "Blick auf den Salbungsstein in der Grabeskirche - Autor: Adriatikus" aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Die Fotodateien werden unter den Bedingungen der Creative Commons „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ Lizenz veröffentlicht.