Königreich und Fürstentümer Teil I.
Überblick
Auf dem Gebiet des heutigen Israel und auch in den palästinensischen Autonomiegebieten und den Ländern der Levante befinden sich eine große Anzahl von Burgen und Festungen, die in der Zeit der Kreuzzüge dort entstanden sind. Sie dienten größtenteils zur Verteidigung und Überwachung der eroberten Gebiete und zur Sicherung der Pilgerwege von der Küste Palästinas bis nach Jerusalem. Die in Israel und in den palästinensischen Autonomiegebieten noch vorhandenen Burgen und Festungen, bzw. deren Überreste gehörten allesamt zum Königreich Jerusalem, das im Jahr 1099 gegründet wurde und dessen erster König Balduin I. war. Das Königreich Jerusalem war einer von insgesamt vier Kreuzfahrerstaaten.
Hier folgen nun Informationen zur Grafschaft Edessa und der Grafschaft Tripolis.
Grafschaft Edessa
Die Grafschaft Edessa grenzte im Norden an das Sultanat der Rum-Seldschuken, im Nordwesten an Kleinarmenien, im Südwesten an das Fürstentum Antiochia und im Südosten und Osten an das Emirat von Damaskus. Wichtigste Stadt war die Hauptstadt Edessa und das im Westen der Grafschaft liegende Turbessel. Die Grafschaft Edessa war einer der vier ursprünglichen Kreuzfahrerstaaten des 12. Jahrhunderts mit der Hauptstadt Edessa in der Osrhoene als Zentrum. Die kleinasiatische Stadt hat eine lange Geschichte und eine alte christliche Tradition. Während des Ersten Kreuzzugs verließ Balduin von Boulogne, der Bruder des Anführers Gottfried von Bouillon, im Jahr 1098 den Hauptteil des Kreuzfahrerheeres, das sich südwärts Richtung Antiochia und Jerusalem bewegte, und wandte sich nach Osten auf Edessa zu, wo er den regionalen Herrscher Thoros dazu brachte, ihn als seinen Sohn und Erben zu adoptieren.
Thoros war ein bei seinen armenischen Untertanen unbeliebter griechisch-orthodoxer Christ und fiel kurz nach der Adoption Balduins einem Mordanschlag zum Opfer, bei dem nicht geklärt ist, ob und inwieweit Balduin in ihn verwickelt war. Balduin wurde der neue Herrscher mit dem Titel eines Grafen, so wie er in Boulogne bereits genannt worden war. Im Jahre 1100 wurde Balduin König von Jerusalem, als sein Bruder Gottfried starb. Die Grafschaft Edessa gab er an Balduin von Bourcq weiter, einen nahen Verwandten (Neffen oder Vetter), der bei den Einwohnern der Stadt beliebt war und auch eine armenische Frau nahm. Einer von Balduins wichtigsten Gefolgsleuten war Joscelin von Courtenay, den er zum Kommandeur der Festung Turbessel am Euphrat ernannte, eines wichtigen Außenpostens der Grafschaft Edessa gegen die Seldschuken. [2]
Nach dem Tod von Balduin I. von Jerusalem im Jahr 1118 wurde Balduin II. von Edessa dessen Nachfolger. Edessa ging 1119 an Joscelin. Joscelin I. von Edessa wurde 1122 erneut gefangen genommen, und als Balduin kam, um ihn zu befreien, erlitt dieser das gleiche Schicksal, so dass Jerusalem nun ohne König war. Joscelin gelang 1123 die Flucht und er erreichte Balduins Freilassung im Jahr darauf. 1131 starb Joscelin I. an den Folgen einer Verletzung, die er sich während einer Belagerung zugezogen hatte. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Joscelin II. Zengi, der Atabeg von Mossul belagerte Edessa ab dem 16. November 1144. [2]
Die Stadt Edessa war schutzlos, da Joscelin II. mit einem großen Heer einem anderen Herrscher zu Hilfe geeilt war. Zengi konnte Edessa am 24. Dezember 1144 einnehmen, am 26. Dezember fiel auch die Zitadelle. In der Folge kam es zu einem Massaker an der Bevölkerung der Stadt. Der Fall Edessas wurde zum Auslöser des Zweiten Kreuzzugs von 1146. Im Jahre 1149 wurde Joscelin II. in einer Schlacht durch Zengis Sohn Nur ad-Din gefangen genommen. Er blieb in Gefangenschaft bis zu seinem Tod 1159. Dies bedeutete das Ende der Grafschaft Edessa. [2]
Grafen von Edessa, 1098–1149
- Balduin I. 1098–1100;
- Balduin II. 1100–1118;
- Joscelin I. 1118–1131;
- Joscelin II. 1131–1149 († 1159);
- Joscelin III., Titulargraf ab 1159;
- Beatrix von Courtenay, Titulargräfin bis 1200;
Grafschaft Tripolis
Die Grafschaft Tripolis erstreckte sich auf den heutigen Libanon und Nordsyrien und war der letzte der vier Kreuzfahrerstaaten, die im Zuge des Ersten Kreuzzugs im Nahen Osten gegründet wurden. Die Anfänge der Grafschaft fallen ins Jahr 1102, als Graf Raimund von Toulouse, einer der Anführer des Ersten Kreuzzugs, einen langwierigen Krieg mit den Banu Ammar begann, den Emiren von Tripolis, die theoretisch Vasallen der Fatimiden in Ägypten waren, nach und nach deren Gebiet besetzte und sie schließlich in der Stadt selbst belagerte. 1103 erbaute Raimund die mächtige Burg auf dem Mons Peregrinus als Hauptstützpunkt zur Kontrolle des Landes um Tripolis. Raimund starb am 28. Februar 1105.
Festung Krak des Chevaliers
Die Belagerung wurde weitere vier Jahre fortgesetzt, bis ein unehelicher Sohn Raimunds, Bertrand, im Heiligen Land eintraf und dem die Eroberung der Stadt im Jahr darauf - am 12. Juli 1109 - gelang. Die Grafschaft Tripolis wurde nach dem Tod Raimunds als Kronlehen des Königreichs Jerusalem Bertrand übertragen, und bestand danach als Vasallenstaat, ab 1142 mit einer autonomen Burg innerhalb der Landesgrenzen, dem Krak des Chevaliers, der dem Johanniterorden übergeben worden war. Graf Raimund III., der Tripolis von 1152 bis 1187 regierte, spielte im südlich angrenzenden Königreich eine wichtige Rolle. Die Niederlage in der Schlacht bei Hattin 1187 überlebte Raimund zwar, starb aber kurze Zeit später. [4]
Dank einer rechtzeitig eingetroffenen Kreuzfahrerflotte und Armee aus Sizilien konnte die Grafschaft die Eroberung durch Saladin durch eine Reihe von Siegen nach Hattin vermeiden. Nach Raimunds Tod folgten ihm die Söhne des Fürsten von Antiochia, Bohemund III. Ab dem Tod Bohemunds III. 1201 wurde die Grafschaft – mit Ausnahme der Jahre 1216 bis 1219 – in Personalunion mit Antiochia regiert. Dies währte, bis 1268 Antiochia von den Mamluken erobert wurde. Im Mai 1271 wurde auch Tripolis von den Mamluken belagert. Das gerade in Akkon eingetroffene Heer des Kreuzzugs des Prinzen Eduard konnte die Stadt aber entsetzen und die Grafschaft Tripolis vorerst wieder stabilisieren.
Der Tod des unbeliebten Grafen Bohemund IV. 1287 führte zu einem Streit zwischen seiner Erbin, seiner Schwester Lucia und der Stadt, die sich selbst unter den Schutz der Republik Genua begab. Es gelang Lucia jedoch, eine Vereinbarung mit Genua und der Stadt zu treffen, die nun wieder Venedig und dem ehrgeizigen Bartolomeo Embriaco, dem genuesischen Bürgermeister der Stadt, missfiel, der nun den Mamlukensultan Qalawun zu Hilfe rief. Qalawun eroberte die Stadt 1289 nach einer Belagerung und machte der Grafschaft Tripolis damit ein Ende. [3]
Liste der Grafen von Tripolis
- Raimund von Toulouse (1102 – 1105);
- Alfons-Jordan (1105 – 1109);
- Wilhelm-Jordan, Regent (1105 – 1109);
- Bertrand von Toulouse (1109 – 1112);
- Pons (1112 – 1137);
- Raimund II. (1137 – 1152);
- Raimund III. (1152 – 1187);
- Raimund IV. (1187 – 1189);
- Bohemund I. (1189 – 1233, auch Fürst von Antiochia 1201 – 1216 und 1219 – 1233);
- Bohemund II. (1233 – 1252, auch Fürst von Antiochia);
- Bohemund III. (1252 – 1275, auch Fürst von Antiochia 1252–1268);
- Bohemund IV. (1275 – 1287, auch Titularfürst von Antiochia);
- Lucia (1287 – 1289);
Burgen der Kreuzfahrer in Israel
- Kreuzfahrerburg Chastel Béroard bei Aschdod;
- Kreuzfahrerburg Safed in Safed in Nordisrael;
- Kreuzfahrerburg Castellum Regis in Mi'ilya;
- Nimrod Nationalpark (Nimrodburg - Qala'at Nimrud) war eine Burg/Festung der Ayyubiden (Sultan Saladin) und später der Mamluken (Sultan Baibars I.) auf den Golanhöhen;
- Kreuzfahrerfestung Akkon in Akkon (Acre);
- Kreuzfahrerburg Aqua Bella bei Abu Gosch;
- Kreuzfahrerburg Montfort in Nordisrael bei Ma'alot-Tarschicha in Nordisrael;
- Kreuzfahrerburg Belvoir im Jordantal;
- Kreuzfahrerburg Le Saforie bei Ma'alot-Tarschicha in Nordisrael;
- Kreuzfahrerburg Castellum Judin im Kibbutz Yehiam in Nordisrael;
- Kreuzfahrerfestung Aschkelon - Aschkelon National Park;
Königreich Jerusalem
Das Königreich Jerusalem war einer von vier Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land. Es bestand von 1099 bis 1291. Das Königreich Jerusalem entstand nach der Eroberung Jerusalems durch das Heer des ersten Kreuzzugs am 15. Juli 1099. Als Herrscher kamen unter den zum Bleiben bereiten Führern Raimund von Toulouse und Gottfried von Bouillon in Frage. Raimund lehnte die zuerst ihm angetragene Königskrone mit der Begründung ab, in der Stadt, in welcher Jesus Christus die Dornenkrone getragen habe, wolle er nicht....
Weitere Informationen zum Königreich Jerusalem zur Zeit der Kreuzfahrer finden Sie hier....!
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zu den Krezfahrerstaaten in Palästina basieren auf dem Artikel Kreuzfahrerstaaten (Stand vom 21.11.2021) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Informationen zur Grafschaft Edessa in Kleinasien stammen aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 26.02.2022!
3.: Informationen zur Grafschaft Tripolis in Kleinasien stammen aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 26.02.2022!
Die Fotodateien "Eyecatcher: Pierre l’Ermite - Roman du Chevalier du Cygne, Bilderhandschrift, Pergament um 1270 - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)" - "Eyecatcher: Blick auf die Burg Arsuf - Apollonia National Park - Autor: Deror avi" - "Fürstentum Antiochia und die anderen Kreuzfahrerstaaten, 1135 - Autor: MapMaster" sind unter der Lizenz Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported verfügbar.