Königreich und Fürstentümer Teil II.
Überblick
Auf dem Gebiet des heutigen Israel und auch in den palästinensischen Autonomiegebieten und den Ländern der Levante befinden sich eine große Anzahl von Burgen und Festungen, die in der Zeit der Kreuzzüge dort entstanden sind. Sie dienten größtenteils zur Verteidigung und Überwachung der eroberten Gebiete und zur Sicherung der Pilgerwege von der Küste Palästinas bis nach Jerusalem. Die in Israel und in den palästinensischen Autonomiegebieten noch vorhandenen Burgen und Festungen, bzw. deren Überreste gehörten allesamt zum Königreich Jerusalem, das im Jahr 1099 gegründet wurde und dessen erster König Balduin I. war. Das Königreich Jerusalem war einer von insgesamt vier Kreuzfahrerstaaten.
Hier folgen nun Informationen zum Fürstentum Antiochia in Kleinasien.
Fürstentum Antiochia
Das Fürstentum Antiochia oder Antiochien in Syrien und Teilen der heutigen Türkei war einer der Kreuzfahrerstaaten, die während des Ersten Kreuzzugs entstanden. Das Fürstentum bestand von 1098 bis 1268. Nach der beschwerlichen Durchquerung Kleinasiens erreichte das Hauptheer des Ersten Kreuzzugs die seit 1085 in seldschukischer Hand befindliche Stadt Antiochia. Bohemund von Tarent kommandierte die Belagerung der Stadt, die im Oktober 1097 begann. Die Stadt war mit ihren mehr als 400 Türmen fast uneinnehmbar. Die Belagerung dauerte den Winter durch, Hungersnot brach unter den Kreuzfahrern aus, die oft gezwungen waren, ihre eigenen Pferde zu essen. Die Stadt fiel durch Verrat in die Hand der Kreuzritter: Bohemund gelang es, eine Wache in einem der Türme, einen früheren Christen namens Firuz, dazu zu überreden, ihn und einige Begleiter über eine Lederleiter in die Stadt zu lassen.
Am 3. Juni 1098 stürmten sie die Stadt, dem Sturm folgte ein Massaker an der muslimischen Bevölkerung, sowie nur vier Tage später die nächste Belagerung: ein vereintes muslimisches Heer traf ein und umzingelte nun seinerseits die Christen in der Stadt. Das muslimische Heer wurde von Kerboga aus Mossul geführt und bestand des Weiteren aus verbündeten Truppen des Duqaq aus Damaskus, des Ridwan aus Aleppo, sowie Truppen aus Persien und Ortoqiden aus Mesopotamien. Alexios I. Komnenos, der byzantinische Kaiser, der auf dem Weg war, um die Kreuzfahrer zu unterstützen, machte kehrt, als er die Nachricht erhielt, die Stadt sei wieder verloren gegangen.
Belagerung
Die Kreuzritter hielten der Belagerung jedoch mit Hilfe des Mystikers Peter Bartholomäus stand. Peter behauptete, Visionen des Apostels Andreas gehabt zu haben, der ihn informierte, dass die Heilige Lanze, die Jesus am Kreuz durchbohrt habe, in Antiochia sei – in der St. Peter-Kirche wurde gegraben und die Lanze von Peter selbst gefunden. Obwohl Peter sie höchstwahrscheinlich selbst dort hinterlegt hatte (die Führer des Kreuzzugs waren selbst sehr skeptisch), stärkte der Fund die Moral der Truppe erheblich. Zur gleichen Zeit brachen Uneinigkeiten unter den Führern des muslimischen Heeres aus. Mit der neu entdeckten Reliquie an der Spitze stellten sich die Kreuzfahrer am 28. Juni 1098 vor der Stadt zum Kampf.
Kerboga fand sich einer für ihn überraschend motivierten und geeinten Truppe gegenüber, während sein Heer in Fraktionen zerfiel. Nach kurzem Kampf flohen die Muslime in ihre jeweilige Heimat. Nach dem Sieg gab es eine lange Diskussion zu der Frage, wer die Stadt beherrschen solle. Bohemund und die übrigen italienischen Normannen setzten sich durch. Während der Rest des Kreuzzugsheeres im Januar 1099 Richtung Jerusalem weiterzog, blieb Bohemund in Antiochia und nahm den Titel eines Fürsten an. Anders als Balduin in Edessa, der bereits in Frankreich ein Graf war, führte Bohemund keinen entsprechenden Adelstitel, was aber bei der Gründung des Fürstentums nicht hinderlich war. 1100 wurde Antiochia auch Sitz des neugegründeten lateinischen Erzbistums Antiochia. [1]
Bohemund wurde im Jahr 1100 in einer Schlacht gegen die Danischmenden gefangen genommen, woraufhin sein Neffe Tankred zum Regenten von Antiochia ernannt wurde. Tankred erweiterte das Herrschaftsgebiet des Fürstentums, indem er die Städte Tarsus und Latakia dem Byzantinischen Reich abnahm. Bohemund wurde 1103 freigelassen und reiste 1105 nach Italien, ließ dabei Tankred erneut als Regent zurück, um frische Truppen anzuwerben, mit denen er 1107 die Byzantiner von Westen aus angriff. Er wurde 1108 bei Dyrrhachium geschlagen und von Alexios I. gezwungen, den Vertrag von Devol zu unterzeichnen, der Antiochia nach Bohemunds Tod zum byzantinischen Vasallenstaat machen sollte – Bohemund hatte bereits bei seinem Aufenthalt in Konstantinopel 1097 zugesagt, alles zurückeroberte Land dem Kaiser zurückzugeben.
Nach seiner Rückkehr nach Antiochia kämpfte er mit Balduin und Joscelin von Courtenay aus der Grafschaft Edessa gegen Aleppo, wobei Balduin und Joscelin gefangen genommen wurden, woraufhin Tankred auch hier Regent wurde. Bohemund kehrte erneut nach Italien zurück, wo er 1111 starb. Alexios forderte nun Tankred auf, das Fürstentum an Byzanz zurückzugeben, Tankred hingegen, der der einzige Anführer des Kreuzzugs war, der 1097 den Eid in Byzanz nicht geleistet hatte (die anderen hatten zwar geschworen, hielten sich aber nicht daran), weigerte sich mit Rückendeckung aus Tripolis und Jerusalem. Tankred starb 1112, ihm folgte Bohemund II. unter der Regentschaft von Tankreds Neffen Roger von Salerno, der 1113 einen Angriff der Seldschuken zurückschlug.
Am 27. Juni 1119 wurde Roger in der Schlacht von Ager Sanguinis getötet. Antiochia wurde nun ein Vasallenstaat Jerusalems mit Balduin II. als Regent bis 1126 (obwohl Balduin in dieser Zeit lange in Gefangenschaft in Aleppo war). Bohemund II. regierte nur vier Jahre selbst und hinterließ das Fürstentum 1131 seiner jungen Tochter Konstanze; Balduin II. übernahm erneut die Regentschaft, starb aber selbst kurze Zeit später, und gab die Herrschaft an Fulko weiter. 1136 heiratete Konstanze zehnjährig den 36-jährigen Raimund von Poitiers. Raimund griff, wie seine Vorgänger, die byzantinische Provinz Kilikien an. Diesmal jedoch schlug der Kaiser, Johannes II. Komnenos, zurück. Er tauchte 1138 vor Antiochia auf und zwang Raimund den Treueid ab, wurde dann aber durch einen von Joscelin II. von Edessa angestachelten Aufstand zum Rückzug genötigt. Johannes plante weiterhin die Eroberung aller Kreuzfahrerstaaten, starb jedoch bereits am 8. April 1143 im Taurusgebirge. [2]
Nach dem Fall Edessas 1144 wurde Antiochia während des Zweiten Kreuzzugs von Nur ad-Din angegriffen. Der Osten des Fürstentums ging zum großen Teil verloren, Raimund wurde in der Schlacht von Inab 1149 getötet. Balduin III. von Jerusalem wurde nun Regent für Raimunds Witwe Konstanze bis 1153, als sie Rainald von Chatillon heiratete. Auch Rainald begann unmittelbar darauf einen Krieg mit Byzanz, indem er Zypern überfiel und ausplünderte, während die Templer und die Armenier die byzantinischen Besitzungen in Kilikien angriffen. Er schloss 1158 Frieden mit Manuel I. Komnenos, der im Jahr darauf nach Antiochia kam, um die Herrschaft im Fürstentum persönlich an sich zu nehmen. Rainald wurde auf einem Raubzug in den Anti-Taurus 1160 von Madsch-ed-Din, Statthalter von Aleppo und Gefolgsmann von Nur ad-Din von Damaskus, gefangen genommen, die Regentschaft ging auf den lateinischen Patriarchen von Antiochien, Aimerich von Limoges (1139 – 1193), einen alten Gegner Rainalds, über. Rainald wurde erst 1176 freigelassen und kehrte nicht wieder in die Stadt zurück. [2]
Fall von Antiochia
Bohemund von Tarent (* 1051/1052; † 7. März 1111) wurde der erste Fürst von Antiochia. Bohemund blieb in Antiochia, während die übrigen Kreuzfahrer sich auf den Weg nach Süden machten, zur Belagerung Jerusalems. Die Schlacht von Harran läutete den Niedergang des Fürstentums Antiochien ein. Sie fand am 7. Mai 1104 zwischen den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Edessa auf der einen und den Seldschuken auf der anderen Seite statt. Es war die erste größere Schlacht gegen die während des Ersten Kreuzzugs neu gegründeten Staaten. Die Schlacht war eine der ersten Niederlagen der Kreuzritter, sie festigte bei den Muslimen die Überzeugung, dass auch die Christen nicht unbesiegbar waren, so wie es während des Ersten Kreuzzugs den Anschein hatte. Mit Hilfe der Flotten italienischer Stadtstaaten überlebte Antiochia Saladins Angriff auf das Königreich Jerusalem 1187. [2]
Weder Antiochia noch Tripolis nahmen am Dritten Kreuzzug teil, obwohl die Reste von Friedrich Barbarossas Armee 1190 kurz in Antiochia Rast machten, um den Kaiser zu begraben. Bohemund III. starb im Jahr 1201. Im folgten sein Sohn Bohemund IV. Letzter Herrscher von Antiochia war Bohemund VI., der 1260 in der Schlacht bei ʿAin Dschālūt - Mamluken gegen Mongolen - fiel, weil er sich auf die Seite der Mongolen geschlagen hatte. Mamluken Sultan Baibars eroberte die Stadt Antiochia nach viertägiger Belagerung am 18. Mai 1268, und das gesamte nördliche Syrien ging danach schnell ebenfalls verloren. 23 Jahre später wurde Akkon erobert, womit die Kreuzfahrerstaaten aufhörten zu existieren. [2]
Fürsten von Antiochia, 1098 – 1268
- Bohemund I. 1098 – 1111;
- Tankred von Tiberias, Regent, 1100 – 1103; 1105 – 1112
- Bohemund II. 1111 – 1130;
- Roger von Salerno, Regent, 1112 – 1119;
- Balduin II. von Jerusalem, Regent, 1119 – 1126; 1130 – 1131;
- Konstanze 1130 – 1163;
- Fulko von Jerusalem, Regent, 1131 – 1136;
- Raimund von Poitiers 1136 – 1149;
- Rainald von Chatillon 1153 – 1160;
- Bohemund III. 1163 – 1201;
- Raimund I., Regent, 1193 – 1194;
- Bohemund IV. 1201 – 1216;
- Raimund II. Ruben 1216 – 1219;
- Bohemund IV. (wieder eingesetzt) 1219 – 1233;
- Bohemund V. 1233 – 1252;
- Bohemund VI. 1252 – 1268;
- Bohemund VII. 1275 – 1287 (Titular);
Geographie
Das Fürstentum Antiochia war, auch in seiner größten Ausdehnung, wesentlich kleiner als Edessa und Jerusalem. Es erstreckte sich um die Nordostecke des Mittelmeers, grenzte an die Grafschaft Tripolis im Süden, Edessa im Osten und das Byzantinische Reich beziehungsweise das Königreich Kleinarmenien im Nordwesten. Es hatte im 12. Jahrhundert etwa 20.000 Einwohner, zumeist Armenier, griechisch-orthodoxe Christen und wenige Muslime außerhalb der Stadt. Außer den Kreuzfahrern selbst gab es nur wenig katholische Christen, auch als der Stadt 1100 das lateinische Patriarchat gegeben wurde. [2]
Königreich Jerusalem
Das Königreich Jerusalem war einer von vier Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land. Es bestand von 1099 bis 1291. Das Königreich Jerusalem entstand nach der Eroberung Jerusalems durch das Heer des ersten Kreuzzugs am 15. Juli 1099. Als Herrscher kamen unter den zum Bleiben bereiten Führern Raimund von Toulouse und Gottfried von Bouillon in Frage. Raimund lehnte die zuerst ihm angetragene Königskrone mit der Begründung ab, in der Stadt, in welcher Jesus Christus die Dornenkrone getragen habe, wolle er nicht....
Weitere Informationen zum Königreich Jerusalem zur Zeit der Kreuzfahrer finden Sie hier....!
Burgen der Kreuzfahrer in Israel
- Kreuzfahrerburg Chastel Béroard bei Aschdod;
- Kreuzfahrerburg Safed in Safed in Nordisrael;
- Kreuzfahrerburg Castellum Regis in Mi'ilya;
- Nimrod Nationalpark (Nimrodburg - Qala'at Nimrud) war eine Burg/Festung der Ayyubiden (Sultan Saladin) und später der Mamluken (Sultan Baibars I.) auf den Golanhöhen;
- Kreuzfahrerfestung Akkon in Akkon (Acre);
- Kreuzfahrerburg Aqua Bella bei Abu Gosch;
- Kreuzfahrerburg Montfort in Nordisrael bei Ma'alot-Tarschicha in Nordisrael;
- Kreuzfahrerburg Belvoir im Jordantal;
- Kreuzfahrerburg Le Saforie bei Ma'alot-Tarschicha in Nordisrael;
- Kreuzfahrerburg Castellum Judin im Kibbutz Yehiam in Nordisrael;
- Kreuzfahrerfestung Aschkelon - Aschkelon National Park;
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zu den Krezfahrerstaaten in Palästina basieren auf dem Artikel Kreuzfahrerstaaten (Stand vom 21.11.2021) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Informationen zum Fürstentum Antiochia in Kleinasien basieren auf dem Artikel Fürstentum Antiochia (Stand vom 15.06.2020) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Die Fotodateien "Eyecatcher: Pierre l’Ermite - Roman du Chevalier du Cygne, Bilderhandschrift, Pergament um 1270 - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)" - "Eyecatcher: Blick auf die Burg Arsuf - Apollonia National Park - Autor: Deror avi" - "Reste der Kreuzfahrerfestung Arsuf - Autor: Bukvoed" - "Fürstentum Antiochia und die anderen Kreuzfahrerstaaten, 1135 - Autor: MapMaster" - "Fluss Saleph (heute Göksu) - Autor: Avniyazici" sind unter der Lizenz Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported verfügbar.